Stricken lernen für Anfänger, Teil 1: Was du brauchst und was du wissen musst
Stricken kann wirklich jeder! In diesem Artikel erfährst du, wie du am besten anfangen kannst und was du alles beachten musst, damit du zukünftig mit deiner Strickkunst alle begeisterst. Hier geht es um die Basics, genauer gesagt um das Material und die Technik.
Winterzeit ist Strickzeit – ach, wie sehr habe ich das immer geliebt, als Kind bei Oma im Wohnzimmer zu sitzen und ihr beim Sockenstricken zuzusehen. Ich wollte es immer lernen, aber ich habe es leider versäumt es mir von ihr zeigen zu lassen. Da ich maßlos überfordert bin mit der Fülle an YouTube-Videos, habe ich mir Rat bei der Strippenzieherin geholt. Sie veranstaltet nicht nur Strickkurse für Kinder und Erwachsene in Berlin, sondern hat auch ganz viel Hintergrundinfos für mich über Garnsorten, Nadelarten und Tipps für’s Waschen, welche ich dir hier schön zusammengefasst habe.
Warum du mit dem Stricken beginnen solltest und was sich für den Start eignet
Ich habe die Strippenzieherin gefragt, warum sie so gerne strickt und ihre Antwort hat mich wirklich überzeugt: „Ich mag es, eigene Sachen herzustellen, mir was auszudenken, selbst zu entscheiden mit welchem Material, in welcher Farbe und in welchem Muster ich es haben will. Es ist und bleibt ein Unikat. Man kann immer und überall gleich loslegen, wenn man denn das Strickzeug dabei hat. Man muss nicht, wie zum Beispiel beim Nähen, erst ein Schnittmuster erstellen, es ausschneiden und aufzeichnen.“
Ihre Tipps für Anfänger: Dicke Wolle (Merinowolle), große Rundstricknadeln (Metallnadeln) und ein kurzes, einfaches Projekt sind perfekt für den Anfang. Fang‘ vielleicht nicht gleich mit Socken an, sonst gibst du möglicherweise schon auf bevor du richtig gestartet hast. Ein Schlaufenschal (Loop), ein Stirnband oder eine Mütze sind dagegen schnell gestrickt und man hat gleich mal ein Erfolgserlebnis.
Das brauchst du:
✓ Strickbeutel
✓ Nadel- und Maschenmaß
✓ Maßband
✓ Kleine Schere
✓ Häkelnadel (zum Fehler beheben)
✓ Stumpfe Nadel zum Vernähen
✓ Maschenstopper (damit die Maschen auf der Nadel bleiben – entweder gekauft oder selbstgemacht aus Korken)
✓ Maschenmarkierer für bestimmte Strickmuster oder Rundstricke
✓ Rundstricknadel
✓ Garn
Diese verschiedenen Garnarten gibt es
Grundlegend unterscheidet man 3 Garnarten: natürliche Fasern, synthetische Fasern und Mischfasern. Zu dem natürlichen Garn gehören die tierischen, wie zum Beispiel Schafwolle, und die pflanzliche Fasern, wie Baumwolle. Jedes Garn weist individuelle Eigenschaften und Strukturen auf, die du meist sieht, aber auf jeden Fall spürst. So gibt es ganz verschiedene Oberflächen, wie beispielsweise Papiergarn, Textilgarn (recycelte Baumwolle), Filzwolle, und viele mehr.
Es gibt unfassbar viele Garnsorten, ich habe hier für den Anfang mal die wichtigsten für dich zusammengefasst und ihre Eigenschaften aufgelistet.
Normale Schafwolle (Schurwolle)
Sie hat eine dickere Struktur, dadurch bist du super schnell mit einem Strickprojekt fertig. Auf der Haut kann sie etwas kratzen und sie reißt leicht bzw. wird fusselig, wenn du dich verstrickt hast und es auftrennen musst.
Merinowolle (feinste Schafwolle)
Sie ist dünner und weicher als die normale Schafwolle, dadurch aber auch teuerer. Die Wolle kannst du oft auftrennen, ohne dabei Qualität zu verlieren und sie ist auch in der Pflege einfacher, da du die Wollstücke meist in der Waschmaschine mitwaschen kannst.
Baumwolle (vegan)
Baumwolle wird aus den feinen Samenhaaren der reifen Samenkapsel gewonnen und versponnen. Dadurch hat sie viele einzelne dünne Fäden, in denen du dich mit der Stricknadel leicht verirren und hängenbleiben kannst. Baumwolle wärmt leider kaum und knittert sehr leicht, saugt aber dafür viel Feuchtigkeit auf und wirkt kühlend. Außerdem ist Baumwolle sehr pflegeleicht in der Reinigung.
Synthetische Faser
Hier gibt es eine große Auswahl an Farben und Mustern, da die künstlich hergestellten Fasern sich immer wieder leicht kopieren lassen. Sie ist super billig und unkaputtbar, dadurch auch gut für den Anfang deiner Strickkarriere geeignet (besonders für Kinder). Da die Faser nicht natürlich ist, wärmt sie zwar, wirkt aber nicht temperaturregulierend und dadurch schwitzt du schnell im Kleidungsstück.
Diese verschiedenen Stricknadelarten gibt es
Die Nadeln können aus Holz, Kunststoff oder Metall bestehen und unterschiedliche Stärken (Durchmesser) aufweisen. Das Material wählt man am besten nach eigenem Geschmack und Strickfestigkeit aus und die Nadelstärke nach dem Garn, mit welchem man gerne stricken möchte. Hierzu findest du auf dem Etikett die Hinweise. Die Metallnadeln sind etwas stabiler als Holznadeln und eigenen sich deshalb gut für Anfänger. Auch gleiten die Maschen besser von der Metallnadel – was super ist, wenn man zu fest strickt, aber zum Verhängnis wird, wenn man zu locker strickt. Holznadeln eignen sich perfekt bei rutschigen Garn wie beispielsweise Baumwolle, da die auf der Nadel besser haften bleibt. Wenn du fest strickst, nimmst du die größere Zahl auf dem Garnetikett, wenn du eher locker strickst, nimmst du die kleinere Zahl.
Einfache Nadel (Jackenstrickadeln, 2 Stück)
Die einfache Nadel hat hinten einen Knubel dran, sodass nichts herunterrutscht. Du kannst mit diesen Nadeln nur gerade stricken, deswegen ist die Projektauswahl etwas eingeschränkt und sie können auch ziemlich unhandlich sein, je länger sie sind.
Rundstricknadel (2 Nadeln mit einem Seil)
Diese zusammenhängende Nadel lohnt sich für größere Projekte. Du kannst hier gerade und rund stricken. Auch für den Transport im Strickbeutel eignen sie sich super. Beim Kauf solltest du aber auf die Länge vom Seil achten. Für Mützen brauchst du zum Beispiel ein cicra 40-60 cm langes Seil.
Nadelspiel (5 Nadeln)
Mit dem Nadelspiel kannst du alles stricken, was rund ist. Also Socken und Mützen, und auch kleine Projekte, die gerade sind, da du ja nicht alle 5 Nadeln verwenden musst. Du bist hier einzig in der Breite eingeschränkt, da das Strickprojekt ja nur so breit wie die Nadel selbst werden kann.
Auf dem Bild hast du den Vergleich: Links große Nadelstärke (10), rechts kleine Nadelstärke (2).
Jetzt zur Etikettkunde
Es gibt einige wichtige Etiketten auf dem Garnknäuel, die du kennen solltest. Neben den herkömmlichen und bekannten Wasch- und Pflegesymbolen gibt es ein paar spezielle Symbole, die ich dir hier nun erkläre.
Maschenprobe
Hier siehst du wie viele Maschen und Reihen du theoretisch mit diesem Garn brauchst, um ein 10×10 cm Stück zu stricken. Da jeder unterschiedlich fest strickt, empfiehlt es sich gerade bei großen Projekten, wie Pullovern, aber auch bei Mützen, eine Maschenprobe zu machen. Das heißt du strickst sozusagen ein kleines Probestück im gewünschten Muster, um dann auszuzählen wie viele Maschen bzw. Reihen bei dir 10x10cm ergeben.
Farbnummer
Hier siehst du die Nummer deiner Garnfarbe.
Farbpartie
Die Farbpartie ist sehr wichtig, denn es kann sein, dass man zwar die gleiche Farbnummer nachkauft, aber eine andere Farbpartie erwischt und dann eine Abweichung im Farbton hat. Die kann nämlich von Partie zu Partie schwanken. Also lieber ein Knäuel mehr kaufen als zu wenig, sonst hast du am Ende beim einfärbigen Pullover 2 unterschiedliche Farbnuancen. Am besten du fragst deinen Fachhändler vor Ort, der kann dich da super beraten.
So pflegst und wäschst du am besten deine Strickprojekte
Wollfasern weisen von Natur aus Schmutz ab, weswegen du die Kleidungsstücke eher selten waschen musst. Meist reicht das Aushängen an der frischen Luft, besonders im Herbst wenn es draußen etwas feucht ist. Wenn du es trotzdem waschen willst, dann mit dem Handwäsche- oder Schonwaschprogramm deiner Waschmaschine. Beachte dabei aber immer die Pflegehinweise auf dem Etikett. Wenn die Kleidungsstücke nach dem Waschen immer noch zu nass sind, bloß nicht noch mal schleudern, denn hier besteht die Gefahr des Verfilzens! Lieber das Stück in ein Handtuch legen und gemeinsam zusammenrollen.
Danach im Liegen trocken, damit sich die Wolle nicht aushängt oder sich verzieht. Bitte auch keinen Weichspüler verwenden, denn der schädigt die Fasern. Bei den pflanzlichen und synthetischen Fasern ist das Waschen kein Problem – einfach immer auf die Waschsymbole auf dem Garn achten. Mit diesen Tipps hast du ganz lange Freude mit deinen selbstbestrickten Kleidungsstücken!
Lerne in Teil 2, wie du Schritt für Schritt beim Stricken vorgehen musst.
Fotos: Kerstin Musl