Junge Familie oder alleinstehend – wer bekommt die Wohnung?
Wer hat in Zeiten von Wohnungsnot mehr Anrecht auf eine große Wohnung: eine Einzelperson oder eine Familie? Wir haben Fakten gecheckt, verglichen und Schlüsse daraus gezogen. Erfahre jetzt mehr!
Die Sehnsucht nach neuen Wohnungen
Die Geburtenrate in Deutschland steigt seit 5 Jahren kontinuierlich an. Laut dem Statistischen Bundesamt seien zuletzt vor über 20 Jahren so viele Kinder wie jetzt geboren worden. Doch wie wirkt sich die vermehrte Familienneugründung in zu schnell wachsenden und mit Wohnungsnot geplagten Städten wie Berlin aus? Der Berliner Zeitung zufolge werden bis zum Jahr 2030 mindestens 194.000 neue Wohnungen benötigt. Diese Summe errechnet sich aus dem erwarteten Zuzug und aus den Versäumnissen der vergangenen Jahre. Dazu kommen noch neue Bürogebäude und Geschäftshäuser für neue Arbeitsplätze, sowie Kitas und Schulen für den Nachwuchs. Da wird also ordentlich was gebraucht!
Wer hat mehr Chancen am Wohnungsmarkt?
Immer wieder hört man, dass es gerade junge Familien schwerer haben eine Wohnung zu finden, als eine alleinstehende Person, welche gutes Geld verdient. Doch ist es gerechtfertigt, dass eine einzelne Person eine z.B. 80-qm-Wohnung alleine bewohnt, obwohl eine dreiköpfige Familie den Platz mit Sicherheit dringender benötigen würde und dementsprechend auch vollständig ausnützen würde? Aus der Kiez-Sicht betrachtet, wäre es wirtschaftlich sogar ergiebiger, wenn es mehr Familien und Wohngemeinschaften in der Gegend gibt. Denn mehr Personen im Kiez bedeutet auch mehr Umsatz in den umliegenden Geschäften und Einrichtungen. Doch viele Vermieter wollen oft aufgrund der Lärmbelästigung und der erwarteten Wertminderung der Wohnung durch Kinder, eben diese nicht in den Wohnungen und schreiben das zum Teil auch ausdrücklich in ihre Annoncen. Aber ist das noch legitim oder fällt das schon unter Diskriminierung? Rein rechtlich betrachtet ist der Wunsch des Vermieters „in Ordnung“, aber moralisch betrachtet, sieht es nochmal ganz anders aus.
Wohnungsmarktvergleich: Berlin versus Hongkong
Wir sollten uns alle selbst einmal die Frage stellen, wie viel Platz wir wirklich zum Leben brauchen. Und wir sollten mal kurz vergessen, was einem von der Gesellschaft vorgelebt oder zum Teil auch erwartet wird. Manchmal hilft auch ein Blick hinter die Kulissen der Wohnungsmärkte anderer Länder wie z.B. in Hongkong. Dort leben Menschen teilweise in sogenannten Schachtelhäusern. Und dass obwohl die meisten Bewohner dieser Behausungen arbeiten gehen und Geld verdienen. Doch die Mieten in Hongkong sind so teuer und unerschwinglich geworden und gleichzeitig die Listen für Sozialwohnungen lang und unerreichbar, sodass sie oft keine andere Möglichkeit haben, als in solche unmenschlichen „Cages Homes“ zu ziehen.
Im Vergleich zum weiträumigen und großflächigen Berlin hat Hongkong aufgrund der geografischen Lage auch fast keine Baufläche mehr. Und die noch vorhandene Fläche wird meist in teure Luxus-Appartements umgewandelt und an ausländische Käufer verkauft. So wird es selbst für die Mittelklasse Hongkongs immer schwieriger, sich Wohnungen leisten zu können. Auch in Berlin werden immer mehr Immobilien an Großinvestoren verkauft. Diese sehen sie dann häufig bloß als Geldanlage an und nicht als benutzbaren Wohnraum. So passiert es, dass viele Wohnungen einfach leerstehen, trotz vorherrschenden Wohnungsmangel. Sollte man nachfolgend also ausländischen Investoren den Wohnungskauf verbieten? Länder wie Neuseeland machen es aufgrund ähnlicher Problematik sogar schon vor und verkaufen nun vermehrt an Einheimische.
Baby ade, hello Minimalismus!
Zeitgleich gibt es aber auch eine Minimalismus-Bewegung, angeführt von Marie Kondo. Die bringt mit sich, dass Überflüssiges ausgemistet, sich gegen Konsum und Luxus entschieden und autark in Tiny Houses gewohnt wird. Doch ist das die Lösung für das Wohnraumproblem und die Zunahme der Ein-Personen-Haushalte? Tiny Houses auf Anhängergestelle in den freien Parklücken der Stadt? Es ist auf alle Fälle eine Möglichkeit, sich unabhängiger zu machen und etwas Eigenes zu erschaffen. Denn diese Häuschen geben einem zumindest das Gefühl, etwas zu besitzen, dass nicht durch eine „Kündigung wegen Eigenbedarf“ kurzfristig weggenommen werden kann. Außerdem nimmt eine Einzelperson so nicht den größeren Wohnraum weg, den eine Familie gut gebrauchen könnte.
Neben den Parklücken-Häuschen klingt aber auch das Projekt von Bauherr Aurèlem sehr realistisch, einem der Mitgründer der Genossenschaft „Wir bauen Zukunft“, die eine 10 Hektar große Forschungssiedlung zwischen Schaalsee und Boizenburg planen. Hier soll jeder seinen privaten Rückzugsraum im Tiny House haben, aber Sanitäranlagen, Küche und Wohnzimmer in weiteren Tiny Houses gemeinsam nutzen. Quasi ein Campingplatz nur ohne Zelte – das Prinzip Wohngemeinschaft in die Natur verlagert und räumlich etwas getrennter als in Altbauwohnungen in der Stadt.
Die Alternative
Doch nicht jeder will außerhalb der Stadt in einer moderneren Wohnwagensiedlung wohnen. Wobei wir wieder zurück zu dem ursprünglichen Problem kommen, nach Berlin, wo es schon mal vorkommen kann, dass über 800 Interessenten zu einer einzelnen Wohnungsbesichtigung kommen und somit natürlich den Fassungsrahmen einer 80-qm-Wohnung komplett sprengen. Und es bis zum Ende immer wieder spannend bleibt, wer denn diesmal den Sechser im Lotto am Wohnungsmarkt gewinnen wird. Gerade in Zeiten von Wohnungsnot sollte sich aber jeder fragen, der einzeln umziehen will, wie viel Platz er wirklich benötigt und vielleicht doch mal einer Familie mit 3 Kindern den Vortritt lässt.
Kleinanzeigen stellt sich als eine ideale Alternative bei der Wohnungssuche dar. Denn da kann direkt und persönlich miteinander geschrieben werden und man muss sich zumindest nicht mehr die langen Schlangen vor den freien Wohnungen antun.
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Fotos: Kerstin Musl